Warum wir an diesem Wochenende "kleine Ostern" feiern

Einladung zum Gottesdienst in die Kolkwitzer Dorfkirche

Wie beim Weihnachtsfest, hat sich auch beim Osterfest eine traurige Verkehrung eingeschlichen. Weihnachten sollte der Auftakt für die Weihnachtszeit sein, wie auch Ostern der Anfang der Osterzeit sein sollte.
Aus dem einstmaligen Anbruch einer schönen Zeit ist der vorzeitige und rapide
Abbruch des Schönen geworden. Ab Osterdienstag werden die Ostereier in den
Supermärkten als Reste billig verramscht. Eine kleine Erinnerung an das schönere Brauchtum hat sich in dem Begriff „Kleine Ostern“ erhalten.
Am Sonntag nach Ostern gibt es in der wendischen Niederlausitz noch einmal
Ostereier. Für „Kleine Ostern“ sind es aber keine bunten, sondern mit Zwiebelschalen gefärbte Eier. Auch der Begriff „Weißer Sonntag“ ist für den Sonntag nach Ostern in Gebrauch. Er erinnert daran, dass die in der Osternacht getauften Christen ihr weißes Taufkleid noch bis zu diesem Tag trugen.
In der evangelischen Kirche trägt der Sonntag nach Ostern den offiziellen Namen „Quasimodogeniti“. Aber nur wenige Insider wissen, dass sich der Sonntagsname auf einen Spruch aus dem biblischen Petrusbrief bezieht, in dem die Gemeinde aufgefordert wird wie die neugeborenen Kinder (quasi modo geniti lat.) nach der vernünftigen Milch zu verlangen. Vernunft scheint in unseren Tagen nicht mehr sehr gefragt zu sein.
Leichter merkt sich, dass der unglückliche bucklige Glöckner aus Hugos „Der Glöckner von Notre Dame“ an diesem Sonntag als Findelkind vor der Kirche gefunden wurde.
Im Kolkwitzer Gottesdienst um 09.30 Uhr werden an diesem Tag noch einmal all die schönen Osterchoräle gesungen.